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Geschrieben von Manfred Placzek am 18.12.2009 um 15:22:

Pfeil Der Porsche 911


Porsche 911 (Modelljahr 1969): Schnell und schön war er immer - doch das alleine hätte wohl nicht ausgerecht um den Elfer zu einer
Sportwagenlegende zum machen.

Seit über 45 Jahren gilt der Porsche 911 als der Sportwagen schlechthin. Mindestens so bahnbrechend wie das Design war und ist das
Produktversprechen des Klassikers: Der Wagen gibt selbst dem mittelmäßigsten Autofahrer das Gefühl, der König der Straße zu sein.

Das Urteil des US-Automagazins "Car & Driver" hatte im Rückblick etwas Prophetisches. "Keine Frage", schrieb das Blatt 1965, "das ist der
Porsche aller Porsches." Seit den Sechzigern gilt der 911 als Inbegriff des Sportwagens, inzwischen produziert Porsche bereits die sechste
Generation.

Ende der fünfziger Jahre hatte Porsche ein Problem. Mit ihrem 356 hatten die Schwaben Furore gemacht. Inzwischen hatten andere Hersteller
aber mit sportlichen Fahrzeugen nachgezogen, und der schon seit 1948 hergestellte 356 war nun eine ziemliche Gurke. Ein gänzlich neuer
2+2-Sitzer sollte es richten. Der Wagen bekam wieder einen Boxermotor, diesmal aber mit sechs statt mit vier Zylindern, dazu ein völlig neues
Design.

Das 1963 vorgestellte Auto war von Anfang an ein Verkaufsschlager und wurde in der Folgezeit Gegenstand nahezu mystischer Verehrung;
es ließe sich mühelos ein ganzer Schrank mit Büchern über den Elfer füllen. Viel interessanter als die Leistungsdaten ist aber möglicherweise,
wie der Elfer in der Bundesrepublik wahrgenommen wurde und wird.

Spätestens seit den Siebzigern galt er nicht mehr nur als herausragender Sportwagen, sondern stets auch als Angeberauto. Gewinnertypen und
solche, die es gerne sein wollten, griffen aus Gründen der interpersonalen Distinktion zum Elfer.

Das schürte Vorurteile. Im Porsche wähnte man Agenturbesitzer, Immobilienmakler und noch unerfreulichere Charaktere. Marius Müller
Westernhagen besang den Elfer 1978 in seinem Zuhältersong "Oh Margarethe": "Guck doch mal Doris ihren Kerl da. Der hat schon wieder
'nen neuen Targa."

Geschadet hat es dem Auto kaum. Viele Menschen mögen Porsche-Fahrer nicht, die Klimadebatte macht die Sache kaum besser. Aber zum
Selbstverständnis des Porsche-Piloten gehörte seit jeher eben auch, dass ihm die Meinung der Leute auf der rechten Spur ziemlich wurscht war.

Der Elfer bietet seinem Besitzer zudem etwas, das vielleicht noch kostbarer ist, als der "Wer hat, der hat"-Effekt. Der Wagen vermittelt das Gefühl,
man könne Auto fahren. Vor allem der aktuelle 911 fährt dank hervorragender Technik fast von selbst. Sogar schlechte Piloten können so das
Rennwagengefühl erleben, ohne dass es sie in der Kurve in den Acker haut. Man kann verstehen, dass dies manchem einen sechsstelligen Betrag
wert ist.

Von Thomas Hillenbrand

Quelle: Spiegel.de


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