Ferdinand
Porsche
geboren am
3. September
1875 in
Maffersdorf,
Böhmen; gestorben am
30. Januar
1951 in
Stuttgart. Er ist der
berühmteste österreichische Autokonstrukteur und zählt mit
Siegfried Marcus und
Hans Ledwinka zu den bedeutendsten
Automobilpionieren dieses Landes. Seine bekannteste Konstruktion ist der
VW Käfer.
Kindheit
Ferdinand Porsche wurde
als drittes Kind des Spenglers Anton Porsche geboren. Schon früh in seiner
Jugend zeigte sich sein außergewöhnliches technisches Talent. So
installierte er in der väterlichen Spenglerei eine elektrische
Beleuchtungsanlage. Nach der Volksschule begann er eine Lehre im
Installateurbetrieb seines Vaters und besuchte in Abendkursen die
Reichenberger Staatsgewerbeschule. Abgesehen von theoretischen Vorlesungen
an der TH Wien, die er hörte ohne eingeschrieben zu sein, besuchte er
keine höhere Lehranstalt.
Erste Entwicklungen
1893, im Alter von 18
Jahren trat Porsche in die Vereinigten Electricitäts-AG Béla Egger in
Wien, der späteren Brown Boveri, ein. Dort stieg er in vier Jahren vom
Mechaniker zum Leiter der Prüfabteilung auf. In diese Zeit fällt seine
Konstruktion des Radnabenelektromotors. 1898 wechselte er zur k. u. k.
Hofwagenfabrik Ludwig Lohner & Co. in Wien. Hier entwickelte Porsche 1899
das Lohner-Porsche-Elektromobil, dessen Vorstellung im Jahr 1900 auf der
Pariser Weltausstellung große Resonanz fand. Damit war das erste Auto mit
Allrad- und Hybridantrieb entwickelt worden.
1903 heiratete Porsche
Aloisa Kaes. Ein Jahr später, 1904, wurde das erste Kind, Tochter Louise,
geboren, 1909 kam Sohn Ferdinand zur Welt
Porsche bei
Austro-Daimler
Lohner wurden Porsches
Forschungen zu kostspielig. Daher ging Porsche 1906 als Entwicklungs- und
Produktionsleiter zur Österreichischen Daimler Motoren KG Brienz Fischer &
Co (Austro-Daimler) in der Wiener Neustadt. Dort befasste er sich mit der
Entwicklung von Personenfahrzeugen, Flugmotoren und Sportwagen. Bereits
1908 erschienen seine ersten Flugmotoren für Luftschiffe und Flugzeuge.
1910 gewann er die „Prinz-Heinrich-Fahrt“, eine Zuverlässigkeitsprüfung,
mit einem von ihm entworfenen Austro-Daimler, den er selbst steuerte. Im
Ersten Weltkrieg als Direktor eines Rüstungsbetriebes unabkömmlich,
konstruierte er den Landwehr-Train. Dies war eine benzin-elektrisch
angetriebene Zugmaschine, die mehrere automatisch gesteuerte Anhänger zog,
die von Radnabenelektromotoren angetrieben wurden. 1916 war er zum
Generaldirektor von Austro-Daimler bestellt worden. Für seine Verdienste
um Österreich wurde Porsche 1917 der Ehrendoktor der TH Wien und das
Offizierskreuz des Franz-Joseph-Ordens verliehen. Nach dem Krieg baute er
den zweisitzigen Sportwagen Sascha, der die Targa Florio in seiner
Klasse gleich gewann. Bis 1922 konnten die Rennwagen bei 51 Starts 43-mal
gewinnen. 1923 verließ er Austro-Daimler, nach dem der Vorstand die
für die Rennwagenabteilung zur Verfügung stehenden Mittel stark kürzte.
Konstruktionsleiter und
Vorstandsmitglied bei Daimler
Ab April 1923 arbeitete
er in Stuttgart als Leiter des Konstruktionsbüros und Vorstandsmitglied
der Daimler-Motoren-Gesellschaft. Dort widmete er sich der
Weiterentwicklung der Kompressormotoren. Mit diesen Grundlagen entstanden
unter seiner Leitung die bekannten Sportwagen der Mercedestypen S, SS und
SSK. In Anerkennung für die Konstruktion der bei der Targa Florio
siegreichen Zweiliter-Kompressor-Mercedes verlieh 1924 die Technische
Hochschule Stuttgart Porsche die Würde eines Dr.-Ing. ehrenhalber. Seine
1,3-l- und 1,6-l-Modelle erwiesen sich dagegen als herstellungsaufwändig
und störungsanfällig. 1926 zwang die angespannte wirtschaftliche Lage die
Daimler-Motoren-Gesellschaft und Benz zur Fusion, wodurch Porsches
firmeninterne Position geschwächt wurde. Sein lockerer Führungsstil, die
finanziellen Misserfolge der LKW-Modelle sowie größere finanzielle
Verbindlichkeiten von ihm gegenüber Daimler-Benz führten 1928 zu einer
Nichtverlängerung des Arbeitsvertrages. Da Porsche von einer lebenslangen
Anstellung ausging, kam es zu einer juristischen Auseinandersetzung. Diese
wurde 1930 mit einem Vergleich beendet. Porsche akzeptierte die Trennung
und Daimler-Benz verzichtete auf die Verbindlichkeiten.
Die neue Anstellung bei
den Steyr-Werken dauerte nur von 1929 bis 1930, da das Unternehmen wegen
Konkurses Austro-Daimler angegliedert wurde.
Gründung der Dr. Ing. h.c.
F. Porsche GmbH
Porsche machte sich daher
gezwungenermaßen selbständig und gründete am 25. April 1931 die Firma "Dr.
Ing. h.c. F. Porsche Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Konstruktionen
und Beratungen für Motoren und Fahrzeugbau" in der Stuttgarter
Kronenstraße 24. Die Firmenanteile lagen zu 70 % bei Porsche, zu 15 % bei
dem Kaufmann und Rennfahrer Adolf Rosenberger und zu 15 % bei seinem
Schwiegersohn, dem Wiener Rechtsanwalt Anton Piëch. Zur erstklassigen
Mannschaft von Technikern und Ingenieuren gehörten neben seinem Sohn Ferry
Porsche u.a.:
•
Karl Rabe, Oberingenieur
•
Karl Fröhlich, Getriebefachmann
•
Josef Kales, Motorenspezialist und
•
Josef Zahradnik, Spezialist für Achskonstruktionen.
Später kamen noch dazu
•
Erwin Komenda, Automobildesigner
•
Josef Mickl, Aerodynamikspezialist
•
Franz Xaver Reimspiess, Motoreningenieur
Adolf Rosenberger sorgte
dafür, dass trotz Auftragsmangel und Porsches Hang zu teuren
Konstruktionen das Büro die Anfangszeit finanziell überstand, schied aber
schon 1933 wieder aus und emigrierte in die USA. Baron Hans von
Veyder-Malberg wurde neuer kaufmännischer Leiter. Das Konstruktionsbüro
bearbeitete zunächst einen Wagen mit einem Ein-Liter-Motor für Zündapp
sowie einen Mittelklassewagen für NSU. Dabei wurde die Drehstabfederung
entwickelt, für die Porsche ein Patent erhielt. Diese Fahrzeuge gingen
allerdings aufgrund zu hoher Produktionskosten nicht in Serienfertigung,
womit die Aufträge nicht lukrativ waren. Das Gleiche galt auch für die
Konstruktion eines Zwei-Liter-Tourenwagens für Wanderer. Dafür war ab 1933
die Entwicklung des GP Rennwagens, der Auto Union Rennwagen, mit einem
16-Zylinder-Heckmotor sehr erfolgreich.
Entwicklung des KdF-Wagens und Volkswagenwerkes
Ab 1934 konstruierte
Porsche mit seinem Büro im Auftrag des Reichsverbandes der
Automobilindustrie den deutschen Volkswagen, später auch KdF-Wagen bzw.VW
Käfer genannt (viele zugehörige Patente wurden später Béla Barényi
zugesprochen). Der Wagen sollte gemäß Vorgaben von Adolf Hitler weniger
als 1000 RM kosten. Aufgrund der guten Ertragslage änderte Porsche 1937
die Rechtsform seines Ingenieurbüros in eine Kommanditgesellschaft.
Teilhaber waren nun sein Sohn Ferry mit 15%, sein Schwiegersohn Anton
Piëch mit 10% und seine Tochter Louise Piëch mit 5%. Im gleichen Jahr
wurde Porsche Mitglied der NSDAP.
Ab 1938 war Ferdinand
Porsche Hauptgeschäftsführer und Mitglied des Aufsichtsrats der neu
gegründeten Volkswagenwerk GmbH, die den KdF-Wagen produzieren sollte. Dem
Aufbau des modernsten Automobilwerkes Europas galt in den folgenden Jahr
sein ganzes Engagement. Der KdF-Wagen, auf den viele Menschen gespart
hatten, wurde allerdings nie ausgeliefert, sondern die Technik, die
Porsche mitentwickelt hatte, wurde im Kübelwagen und im Schwimmwagen der
Wehrmacht verwendet.
Seinen Schwiegersohn, den
Wiener Rechtsanwalt Anton Piëch, machte er als Werksleiter zu seiner
rechten Hand. In diesen Funktionen sorgten beide dafür, dass das
familieneigene Konstruktionsbüro in Stuttgart, welches praktisch die
Konstruktionsabteilung des Volkswagenwerks war, immer lukrative Aufträge
erhielt. Während des Zweiten Weltkrieges wurde durch ihn das
Volkswagenwerk auf die Produktion von Rüstungsgütern, unter anderem auch
die Vergeltungswaffe V1, umgestellt. Für den weiteren Ausbau des Werkes im
Krieg als Rüstungsbetrieb hatte Porsche beim Reichsführer SS Heinrich
Himmler persönlich die Initiative für den Einsatz von Kriegsgefangenen und
Insassen der Konzentrationslager als Zwangsarbeiter ergriffen. 1942 wurde
deshalb in Nähe des Werkes ein KZ Arbeitsdorf angelegt, etwa 20.000
Menschen mussten im Volkswagenwerk Zwangsarbeit leisten.
Porsches Rolle im Dritten Reich
1938 wurde Ferdinand
Porsche zusammen mit Ernst Heinkel, Willy Messerschmitt und Fritz Todt mit
dem 1937 von Adolf Hitler neu gestifteten Deutschen Nationalpreis für
Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet. 1940 wurde Porsche zum
Honorarprofessor an der Technischen Hochschule Stuttgart ernannt und 1942
zum Oberführer der Allgemeinen SS, was ihn nicht daran hinderte, bei
allen Anlässen nur in Zivil gekleidet zu sein. Porsche, 1939 zum
Wehrwirtschaftsführer ernannt, engagierte sich stark in der
Kriegsindustrie und wurde von 1941 bis 1943 zum Vorsitzenden der
Panzerkommission bestellt sowie später in den "Rüstungsrat des Reiches"
berufen. Als Lieblingsingenieur Hitlers entwickelte er die Panzer
Ferdinand und Maus, die aber zu schwer, zu kompliziert und zu störanfällig
waren. Um seine Ziele zu erreichen war Porsche stets bereit, alle Mittel
in Anspruch zu nehmen, die das NS-Regime ihm bot und alle persönlichen
Kontakte zu Hitler und Himmler zwecks Unterstützung zu aktivieren. Mit
großer Loyalität, nicht uneigennützig, setzte er damit seine großen
Fähigkeiten auch für die Kriegspolitik der NS-Diktatur ein.
Nach dem Zweiten
Weltkrieg
Das Ende des Zweiten
Weltkrieges erlebte Porsche in Österreich in Gmünd in Kärnten und in Zell
am See, wohin er sich schon im Januar 1945 zurückgezogen hatte. Von den
französischen Besatzern wurde er Ende 1945 zusammen mit Ferry Porsche und
Anton Piëch nach einer Einladung in Baden-Baden in Haft genommen und
musste 22 Monate in Gefängnissen verbringen.
Nach seiner
Haftentlassung konnte er die ersten Fahrzeuge beurteilen, die unter der
Leitung seines Sohnes Ferry Porsche entstanden waren. Diese trugen
erstmals den Familiennamen. Nach eingehender Betrachtung des Modells 356
soll Porsche senior gesagt haben: "Keine Schraube hätte ich anders
gemacht".
Tod
Porsches
Kurz nach seinem 75.
Geburtstag starb Ferdinand Porsche in Stuttgart, sein Grab ist in Zell am
See. In Gmünd (Kärnten, Österreich) erinnert ein nach ihm benanntes Museum
an ihn.
Porsches Erben
Das Unternehmen seines
Sohnes Ferry Porsche, die Dr. Ing. h. c. F. Porsche AG, ist heute einer
der bekanntesten Hersteller von Sportwagen. Seine Tochter Louise Piëch
(1904-1999) leitete von 1952-1971 das Handelsunternehmen Porsche Holding
Österreich, welches die Alleinvertretungsrechte von Volkswagen in
Österreich besitzt. Sein Enkel F.A. Porsche entwarf den Porsche 911 und
gründete die Porsche Design GmbH und sein Enkel Ferdinand Piëch war von
1993 bis 2002 Vorstandsvorsitzender von Volkswagen. Im September 2005
übernahm die Porsche AG 18.5% der Stammaktien der Volkswagen AG.
Wichtige Erfindungen
•
Radnabenelektromotor (1897)
•
Lohner-Porsche-Elektromobil (1899)
•
Kompressormotor des Mercedes SSK
•
Drehstabfederung
•
Getriebesynchronisierung: Porschesynchronisierung
Quelle: Wikipedia
14.11.2006 |